Hang Su ~ THE BODY MEMORY 1 (2018 UA) the poetry of phantom limbs
Neo Hülcker ~ A body essay. Fiction actually (2018 UA)
MAM.manufaktur für aktuelle musik:
Richard Haynes – Bassklarinette
Paul Hübner – Trompete
Sabrina Ma – Perkussion
Daniel Schmidt – Text
The Body Memory ist eine Hypothese vom Körpergedächtnis, das neben dem menschlichen Gehirn eigenständig in der Lage ist, Erinnerungen zu speichern. „The Body Memory“ ist ein Kompendium von Erinnerungen, die über die anwesenden Körper auf der Bühne für die Gegenwart verfügbar gehalten werden. (Hang Su)
Unveröffentlichtes Bildmaterial aus dem Archiv des Queer-Fotografen Jürgen Baldigas (1959-1993) bildet den konzeptuellen Ausgangspunkt für „The Body Memory“, das sich an der Schnittstelle von Konzert, Performance und Lesung bewegt. Komponist und Ensemble übertragen dieses Material in einem Prozess der Aneignung für ein Musiktheater heute. Der zugrunde liegende Text mit dem Titel „Sex, um nicht sterben zu müssen“ von Daniel Schmidt zeigt einen sehr persönlichen und zeitgenössischen Zugriff auf Queerness und die Verbindung von Kunst und Leben, die Baldigas Arbeit auszeichnet. Die Körperlichkeit, die dem Betrachter der fotografischen Arbeiten Baldigas direkt ins Auge springt, überträgt sich auf der musikalischen Ebene auf die Ausführenden. Als zweiter Bezugspunkt fungiert Ronald M. Schernikau, der letzte DDR-Bürger, der in seinen Werken schwule Identitätspolitik, Pop und Klassenfragen zusammendachte. Hang Su verbindet die Fundstücke aus den Archiven Baldigas und Schernikaus mit Bruchstücken seiner eigenen Erinnerung und seiner Rolle als Künstler in einer fremden Kultur und deutet sie zeitgenössisch und aus seiner eigenen Perspektive um: Ein körperlich-musikalisches Ritual zwischen Antike und Gegenwart, intimes Tagebuch neben performativer Neuer Musik des 21. Jahrhunderts. „The Body Memory“ wird auf der Bühne zu einem lebendigen Museum, in dem von Körpern erzählt wird, in Geschichte und Klang.
Für die Recherchearbeit und Entstehungsprozess des Textes und der Komposition bedanken wir uns beim Kulturamt Friedrichshain-Kreuzberg für Förderung und Unterstützung.